Economy-Rocks zeigt Spagat zwischen Tradition und Innovation auf
Vom Umbau alter Gebäude bis zur Vermarktung von traditionellen Holzkühen: Brigitte und Marc Trauffer, Christoph Schoop und Robin Neuhaus sprachen im Theater Uri mit Moderatorin Christine Maier.
Tradition und Innovation: Zwei Stichwörter, die scheinbar im Widerspruch zueinander stehen. Dass sich beide jedoch vereinen lassen, bewies die Veranstaltung «Economy Rocks» von der jungen Wirtschaftskammer (JCI) Uri, die am Freitagabend im Theater Uri stattfand. Durch den Abend führte Christine Maier, bekannt aus SRF-Sendungen wie «Club» und «10 vor 10». JCI-Präsident Christian Gisler gab einen ersten Denkanstoss. Das Thema des Abends sei aus einem Jahresmotto «Roots and Wings» entstanden.
Ein gutes Beispiel für diese Kombination ist der Immobilienunternehmer Christoph Schoop, der unter anderem Pläne hegte, die Industriebrache an der Isleten aufzuwerten. Diese Ideen wurden jedoch am Freitag ausgeblendet – denn es mangelt nicht an anderen, wie der Aargauer in seinem Referat aufzeigte. Im Kanton Uri plant er momentan den Umbau des alten Posthotels Urigen, der ehemaligen Liegenschaft der Bootsvermietung Kaufmann in Flüelen sowie einen Bau auf der Werkmatte in Altdorf. Wie er verriet, plant er dort auch eine Energiezentrale.
«Liegenschaften finden mich»
Schoop hat sich darauf spezialisiert, alte Liegenschaften zu kaufen und diese innovativ aufzuwerten. Dem gelernten Handwerker scheint eine besondere Gabe dafür in die Wiege gelegt worden sein. «Ich weiss mit einem Blick, was zu tun ist», sagt er, ohne überheblich zu klingen. Und wie findet er die passenden Objekte? «Die Liegenschaften finden mich», so Schoop, dem wichtig ist, schonend mit den Ressourcen umzugehen. Nicht selten gelingt es ihm mithilfe von Photovoltaik, Erdsonden oder Regenwassertanks, dass die Immobilien beinahe energieautark werden. «Die Liegenschaften müssten sich in die Landschaft einbetten.» Als Beispiel zeigte er eine Luftaufnahme seines Wohnsitzes im Tessin: In all dem Grün findet man das Haus fast nicht. «Die Tradition ist die Wurzel der Gesellschaft», so Schoops Überzeugung. Und diese sorge auch für hohe handwerkliche Qualität.
Gewagte Projekte, wie sie Schoop realisiert, zählen auch zur Spezialität der Luzerner Halter AG. Das Unternehmen plant den Umbau des altehrwürdigen Hotels Sonnenberg in Seelisberg. Chefplaner Robin Neuhaus stellte das Projekt detailliert vor. «Wir haben das Potenzial gesehen, eine vermeintliche Schwäche in eine Stärke umzuwandeln», so Neuhaus. Damit sprach er an, dass das Gebäude und die Umgebung mehrfach unter Schutz gestellt ist. Dieser reicht vom BLN-Gebiet, über Ortsbild-Schutz bis zum Heimatschutz. Die Lösung lag für die Planer darin, ein Team von absoluten Fachleuten ins Boot zu holen.
Richtige Leute fürs Richtige einsetzen
Dem Team gehören unter anderem ein erfahrener Architekt, ein Denkmalpfleger, ein Hotellerie-Experte und ein Historiker an. Mithilfe dieses Teams sei es möglich gewesen, von der Eidgenössischen Natur- und Heimatschutzkommission den Status einer «leichten Beeinträchtigung» zu erreichen – und dass bei der öffentlichen Auflage eine einzige Einsprache eingegangen sei. «Das geht nur, wenn die richtigen Leute die richtigen Sachen machen», so Neuhaus. Er rechnet ohne weitere Verzögerungen damit, dass das Baugesuch Ende 2025 eingereicht werden kann. «Die Frage ist nicht, ob wir bauen, sondern nur wann und wie», gab er sich überzeugt.
Neben den beiden Immobilien-Fachleuten nahmen schliesslich auf den gemütlichen Sofas auf der Bühne Brigitte und Marc Trauffer Platz. Seine Mundart-Musik machte Trauffer zwar berühmt, im Zentrum steht aber für ihn die Holzkuh-Fabrik, die seine Grosseltern aufbauten. Seit neustem sind er und seine Frau auch Betreiber ihres «Bretterhotels». Dieses sei als Erlebniswelt für die Vermarktung der Holzkühe geschaffen worden, erklärten die beiden. «Die Kuh ist unser Star», erklärte Brigitte Trauffer und zwinkerte dabei ihrem Mann zu, der sich nicht zu widersprechen getraute.
Nachteil in Vorteil verwandelt
Das traditionelle Spielzeug wird noch immer von Hand gefertigt, «weil es meine Eltern verpasst haben, auf eine maschinelle Produktion umzusteigen», erklärte Marc Trauffer. Das hätte die Firma beinahe in den Ruin getrieben. Heute profitiere man von der Handarbeit, die als Qualitätsmerkmal geschätzt werde. Innovationen leben Trauffers in der Vermarktung. Hier scheint es vor allem Marc Trauffer zu sein, der den Mut hat, Neues auszuprobieren. Sie lasse sich dann vom Mut mitziehen, so seine Frau.
Als verbindendes Element erkannte Christoph Schoop die Leidenschaft als Triebfeder und «wir interpretieren alte Werte neu». Und Robin Neuhaus fasste es so zusammen: «Chancen sehen und Risiken eingehen.» Auf jeden Fall wurde klar, dass hinter dem Erfolg der vier Podiumsteilnehmenden viel Aufwand steckt, oder wie es Christoph Schoop ausdrückte: «Der Mensch ist nicht dazu da zum Nichtarbeiten.»
Hinweis
Text: Zweitpublikation aus «Urner Zeitung».
Hauptbild: Podium mit (von links) Christine Maier, Trauffer und dessen Frau Brigitte, Christoph Schoop und Robin Neuhaus.
Bilder: Florian Arnold.