Besichtigung Baustelle 2. Gotthardröhre in Göschenen

Am Donnerstag 11. Mai 2023 trafen sich 12 Mitglieder der Jungen Wirtschaftskammer Uri beim Infocenter am Bahnhof Göschenen zur Besichtigung der Baustelle für die 2. Gotthardröhre. Während sich die Autos noch vor Ostern kilometerlang vor dem Nord- und Südportal stauten und «Klimakleber» für Aufsehen sorgten, war es am Donnerstagabend vergleichsweise ruhig in Göschenen.

Markus Zgraggen, Spezialist für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz, der im Auftrag der Bauleitung die Sicherheitsbestimmungen auf der Baustelle überwacht, begrüsste uns im Infocenter und präsentierte uns die wichtigsten Fakten zur Generationenbaustelle 2TG. Die 2. Gotthardröhre wird 70m östlich des bestehenden Tunnels gebaut. Seit dem Baustart im 2020 bereits fertiggestellt sind die neuen Eingänge zum bestehenden Service- und Infrastrukturstollen (kurz «SISto»). Ebenfalls bereits grösstenteils gebaut sind die Zugangsstollen, welche von der Nord- sowie Südseite rund 4-5km ins Berginnere führen zu den sogenannten Störzonen. Da die Tunnelbohrmaschine diese Gesteinszonen nicht durchdringen kann, wird hier der klassische Vortrieb per Sprengung zum Einsatz kommen. Anfang 2024 sollen die beiden Tunnelbohrmaschinen nord- und südseitig ihren Betrieb aufnehmen. Die rund 100m langen Maschinen werden pro Tag ca. 10-15m vortreiben. Mitte 2026 soll der Durchschlag erreicht werden. Die Inbetriebnahme der 2. Gotthardröhre ist für Ende 2029 geplant. Im Anschluss wird während ca. 3 Jahren die 1. Röhre saniert. Ab 2033 werden beide Tunnelröhren in Betrieb sein und je einspurig befahren werden. Die Baukosten für das Gesamtprojekt belaufen sich auf über 2 Mrd. Franken.

Insgesamt fallen beim Bau der 2. Gotthardröhre rund 7.4 Mio. Tonnen Ausbruchmaterial an. Zu Spitzenzeiten führen bis zu 7 Güterzüge täglich das Ausbruchmaterial an ihren Bestimmungsort. Rund 25% des Materials wird direkt wiederaufbereitet als Baumaterial. Weitere rund 25% werden für die Geländemodellierung und Überdeckung der Autobahn in Airolo verwendet. Knapp 50% wird an den Urnersee geführt für die Renaturierung der Flachwasserzone.

Nach der kurzen Projekteinführung hiess es Arbeitsoverall, Gummistiefel, Helm und Schutzausrüstung fassen. Die JCI Uri Truppe machte sich in Begleitung von Markus Zgraggen und Renato Baumann auf den Weg zur Baustelle. Der Eingang ins Berginnere führte über eine alte Militärkaverne. Dort wird zukünftig ein unterirdisches Komponentenlager eingerichtet sowie die Betonaufbereitung erfolgen. Weiter ging es in Richtung Zugangsstollen. Dort laufen aktuell die Vorbereitungsarbeiten für die Inbetriebnahme der Tunnelbohrmaschine. Die Tunnelbauer waren noch mit Hochdruck am Fels festigen und Anker setzen. Es liess sich leider kein Mitglied der Jungen Wirtschaftskammer dafür begeistern, die nächste Schicht anzutreten. Der unterirdische Arbeitsplatz mit warmen Temperaturen, Lärm, Staub und stickiger Luft ist nicht jedermanns(-fraus) Sache. Wir waren alle froh, als wir wieder ans Tageslicht kamen. 

Nachdem wir uns aus den Overalls raugeschält hatten, gings weiter in Richtung Kantine des ASTRA. Bei einer feinen Pizza und einem kühlen Bier liessen wir den spannenden Abend gemütlich ausklingen. Ob sich noch jemand finden liess, der unsere schmutzigen Gummistiefel gewaschen hatte, ist der Redaktion nicht bekannt.